Caritas Socialis
Schwesterngemeinschaft
menschen. leben. stärken.
16.04.2012

Hildegard Burjan in Görlitz

Am Sonntag, 15. 4. 2012 feierte Bischof Wolfgang Ipolt, der Bischof von Görlitz, einen Dankgottesdienst für die Seligsprechung Hildegard Burjans in der Kathedrale St. Jakobus. 23 Schwestern der Caritas Socialis nahmen an den Feierlichkeiten in Görlitz teil.

Von 13. Bis 16. April 2012 besuchten 21 CS Schwestern, Ilse Pillwein und das Ehepaar Eduard und Edith Spörk Görlitz, die Geburtsstadt Hildegard Burjans, um die neue Selige auch dort würdig zu feiern. Im Vorfeld hatten Sr. Maria Judith und Sr. Martina das Programm der Fahrt geplant und organisiert. Um 5:50 Uhr brach die Wiener Delegation vom Wiener Praterstern auf. Schon auf der Fahrt über Breclav, Prag und die Gebiete der ehemaligen CS Stationen und die Heimat unserer sudetendeutschen Schwestern war einiges zu sehen. Sr. Beate erblickte aus dem Zugfenster eine Burg, die sie als Kind mit ihrer Mutter besucht hatte. Um 13:31 Uhr erreichten wir zunächst Dresden, von wo aus wir nur noch eine Stunde nach Görlitz mit dem Zug hatten. Am Bahnhof in Görlitz wurden wir von Sr. Ulrike, Sr. Martina, Pfarrer Hoffmann, Kaplan Markus Kurzweil, Raphael Schmidt, dem Öffentlichkeitsreferenten der Diözese Görlitz und einigen Pfarrmitgliedern empfangen und zu unseren Quartieren gebracht.

Um 17 Uhr trafen wir uns zu einer Führung in der Kirche Heilig Kreuz, der Pfarrkirche unserer Schwestern. Pfarrer Hofmann begrüßte uns und Herr Fritsche erklärte uns sehr engagiert die Pfarrkirche. Wir hörten, dass die Kirche auch eine Kapelle mit einem Bild der Madonna von Tschenstochau hat, die vor allem von polnischen Gemeindemitgliedern frequentiert und geschmückt wird.

Ein gemeinschaftlicher Höhepunkt war der Besuch in der Wohnung unserer Schwestern in der Elisabethstraße 36, wo wir alle im Wohnzimmer Platz fanden und vorbereitete Salate, Schnitzel und Würstel aßen. Sr. Monika hatte aus München Kekse für das gemeinsame Essen mitgebracht. Wer hätte gedacht, dass in diesem Wohnzimmer 29 Personen Platz finden und zu Abend essen können? Raphael Schmidt, der Öffentlichkeitsreferent der Diözese Görlitz hielt diesen historischen Moment mit dem Fotoapparat fest. Müde von der Fahrt und den vielen Eindrücken begaben sich alle in ihre Quartiere. Auch da gab es so manch Abenteuerliches zu erleben.

Beim Frühstück in der Pension Picobello trafen die meisten wieder zusammen. Mit dem Bus fuhren die meisten zum Klinikum Görlitz, wo Sr. Martina als Krankenhausseelsorgerin tätig ist. Um 10 Uhr feierten wir mit Pfarrer Hoffmann den Gottesdienst, der von einer Musikgruppe gestaltet wurde. Das Mittagessen fand im Wicherhaus der Diakonie in der Wüstenstraße statt, wo an diesem Tag extra für unsere Gruppe geöffnet war und gekocht wurde. Hier kamen auch Prälat Birkner, Pfarrer Hoffmann und Kaplan Kurzweil wieder zu uns. Prälat Peter C. Birkner begann gleich hier mit der Führung auf den Spuren Hildegard Burjans und erklärte uns, dass nach seinen Nachforschungen die Familie Freund mehrmals in Görlitz übersiedelt sei. Er hätte sich immer gefragt, wo die Szene stattgefunden hätte, in der Hildegard die betenden Nonnen vom Fenster aus  beobachtet hatte. Es gab zur damaligen Zeit nur eine Schwesterngemeinschaft in Görlitz, die Borromäerinnen, die in der heutigen Wüstenstraße, damals Kahle ein Heim betrieben. Er fand heraus, dass die Familie Freund kurze Zeit gegenüber im Dachgeschoß des Hauses gewohnt hatte und Hildegard Freund von dort aus einen guten Blick auf den gegenüberliegenden Garten hatte.

Anschließend an das Mittagessen, bei dem Sr. Maria Judith Wein aus dem Hause Strobl und eine DVD von der Seligsprechung als Dank an Pfarrer Hoffmann, Kaplan Kurzweil und Prälat Birkner überreichte, führte Prälat Birkner an Orte in Görlitz, die an Hildegard Burjan erinnern. Während des Mittagessens erinnerte Prälat Birkner an Hubertus Bauschke und Sr. Angela Pirker CS, über die erste Kontakte zwischen Görlitz und der CS stattgefunden hatten. Der Weg der Führung führte zunächst zum Hildegard Burjan Platz, der vor der Wende Platz der Solidarität hieß und danach nach Hildegard Burjan benannt wurde. Auf dem Weg trafen wir den ehemaligen Oberbürgermeister von Görlitz, der auch dazu beigetragen hatte, dass der Platz nach Hildegard Burjan benannt werden konnte.

Wir kamen an einer ehemaligen Synagoge vorbei und erfuhren vom jüdischen Leben in Görlitz zur Zeit Hildegard Burjans. Mit dem Bus fuhren wir weiter ins Carolus Krankenhaus, wo uns Sr. Jutta, die Oberin der Hausgemeinschaft der Borromäerinnen begrüßte. Mit Diakon Bernd Schmuck, der durch ein Praktikum bei Sr. Martina zur  Krankenhausseelsorge gefunden hatte, besuchten wir die Kapelle und waren dann zur Jause mit typischen schlesischem Streuselkuchen  eingeladen. Einige hundert Meter weiter besuchten wir das Hildegard Burjan Heim, wo uns Bernd Schilling, der Heimleiter und Gabriel Krause, der Leiter der Demenz Wohngemeinschaften begrüßten. In der Kapelle feierten wir ein kurzes Abendlob, das Sr. Sieglinde vorbereitet hatte.

Zum Abendessen waren wir in die Pfarre Heilig Kreuz eingeladen, wo wir mit einer Soljanka, Broten und Süßigkeiten verwöhnt  wurden und von Kaplan und Pfarrer serviert wurde. Ein sehr gemütlicher Ausklang eines ereignisreichen Tages.

Am nächsten Tag brauchen wir mit Taxi und zu Fuß in die Kathedrale St. Jakobus, wo um 10:00 Uhr das Pontifikalhochamt zu Ehren Hildegard Burjans gefeiert wurde. Zum Gottesdienst reiste auch eine Gruppe des Hildegard Burjan Komitees angeführt von Prof. Ingeborg Schödl und von VertreterInnen der katholischen Presse aus Österreich an. Chorleiter Seyder hatte eine von ihm komponierte Messe einstudiert. Die Reliquie Hildegard Burjans, die Sr. Maria Judith in Wien Bischof Ipolt überreicht hatte, war in einer Reliquienmonstranz vor dem Altar aufgestellt. Am Hochaltar war ein Bild der seligen Hildegard Burjans angebracht. Bischof Ipolt wies in seiner Predigt darauf hin, dass Leiden nicht nur eine Infragestellung Gottes sein können, sondern wie bei Hildegard Burjan auch ein Weg zu Gott. Auch sie hatte wie der heilige Thomas im Evangelium des zweiten Sonntags der Osterzeit über Wunden, über ihre Wunden, zum Glauben an die Auferstehung gefunden.

Am Ende des Gottesdienstes überreichten Generalvikar Hubertus Zomack und Bischof Ipolt ein von einem Görlitzer Künstler gemaltes Bild von Hildegard Burjan an Sr. Maria Judith und Prof. Ingeborg Schödl. Es stellt Hildegard Burjan dar, wie sie aus ihren Wurzeln im Judentum und in Görlitz aufbricht. Im Hintergrund ist die Synagoge, die Pfarre Heilig Kreuz und das Geburtshaus Hildegard Burjans in der Elisabethstraße 36 dargestellt.

Zu Mittag fand ein Empfang in Jauernick statt, dem ehemaligen Pfarrhof der ältesten katholischen Pfarre von Görlitz, der jetzt ein Bildungs- und Urlaubshaus der Diözese Görlitz beheimatet. Mit Spezialitäten der Region wurden wir verwöhnt und es fand reger Austausch zwischen Görlitz, Wien, Südtirol und München statt. Das Bild Hildegard Burjans wurde von den MitarbeiterInnen des Hauses für uns für den Transport verpackt. Prälat Peter Birkner, der ehemaliger Pfarrer von Jauernick war, hielt für Interessierte eine Führung in der Pfarrkirche mit romanischen Ursprüngen. Sogar die Orgel spielte zur Untermalung.

Mit dem Taxi ging es zurück in die Elisabethstraße, wo um 14:30 Uhr am Geburtshaus Hildegard Burjans von Bischof Ipolt eine Gedenktafel enthüllt wurde. Trotz Regens waren eine Reihe von VertreterInnen der Presse und Interessierte aus Görlitz zu der kurzen Andacht gekommen. Für Interessierte gab es im Anschluss eine Führung durch die Altstadt von Görlitz, die zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt führte. Prälat Richter – ein profunder Kenner der Geschichte von Görlitz – verstand es, die TeilnehmerInnen trotz Kälte und Regens für seine Stadt zu gewinnen.

Um 18 Uhr trafen wir uns in der Kathedrale St. Jakobus zu einer Orgelvesper und ließen diesen Tag bei einem gemütlichen Abendessen in der Pension Picobello ausklingen. Sr. Maria Judith bedankte sich bei Chorleiter Seyder und Prälat Richter. Alle, die sich an den Vorbereitungen der Tage in Görlitz beteiligt hatten, hatten wirklich ihr Bestes gegeben und alle waren sehr beeindruckt von den reichen Tagen.

Glücklich und zufrieden traten wir am Montagfrüh wieder die Heimreise an.